Buuregnossi Cham
 

Die Geschichte der Genossenschaft
Die Buuregnossi entstand aus der Fusion von zwei bäuerlichen Chamer Genossenschaften, beide wurden in den 1890er Jahren gegründet.
Mitte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich in der Schweiz eine Veränderung des Wirtschaftssystems ab; das Industriezeitalter hatte begonnen.

Für die Landwirtschaft löste die Entwicklung im Verkehrswesen und die damit zusammenhängenden Importe billiger Agrarprodukte eine eigentliche Wirtschaftskrise aus. Durch Betriebsumstellungen und Zusammenschluss in bäuerlichen Organisationen versuchten die Landwirte, ihre Existenzgrundlagen zu verbessern. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden aus den losen Organisationen bäuerliche Selbsthilfeorganisationen in Form von Käserei- und Landwirtschaftlichen Genossenschaften.

Die Landwirtschaftliche Genossenschaft
Die Landwirtschaftliche Genossenschaft hatte die gemeinschaftliche, günstigere Beschaffung von Sämereien, Düngemitteln, Kraftfutter, Konsumartikeln und vielem mehr, sowie die berufliche Bildung der Bauern zum Ziel. Im Jahr 1897 konnte ein Magazin im Röhrliberg gemietet werden, um die sofortige Auslieferung der Waren immer zu gewährleisten. Die Magazine wechselten in den folgenden Jahren die Standorte; 1902 im Käsereigebäude an der Sinserstrasse, 1920 an der Poststrasse. Aufgrund des steilen Anstieges der Umsatzzahlen und vor allem mit der Abnahme von landwirtschaftlichen Produkten zeigte sich 1945 die Notwendigkeit einer Magazinerweiterung. Im Jahr 1949 ergab sich die Gelegenheit, die Nestlé-Liegenschaft an der Zuger-/Seehofstrasse zu erwerben und darauf ein Magazin mit grossem Getreidesilo zu erstellen, das 1958 eröffnet wurde. Eine Selbstbedienungstankstelle folgte im Jahr 1967 und 1989 wurde ein Landi-Laden eröffnet. Die Geschäftstätigkeit wurde im Jahr 2000 aufgegeben und auf dem Genossenschaftsareal entstand eine Zentrumsüberbauung mit 28 Wohnungen. Im Erdgeschoss wurde eine grosse Ladenfläche erstellt, welche an den Detailhändler Coop vermietet wurde.

Die Käsereigenossenschaft
Ziel der Käsereigenossenschaft war es, gegenüber der Milchsiederei (heute Nestlé) eine alternative Milchverarbeitung zu schaffen und sich so aus dem ruinierenden Milchpreisdiktat dieser Firma zu lösen. Dieses Vorhaben wurde 1892 mit dem Bau des Käsereigebäudes ausgeführt und die Chamer Bauern sicherten sich mit einem eigenen Käsereibetrieb einen besseren Milchpreis. Die Herstellung von Käse dauerte allerdings nicht sehr lange, danach diente das Gebäude aber noch bis 1983 der Milchannahme. Nach dieser Zeit wurde die Milch mittels Tanklastwagen direkt bei den Milchproduzenten auf dem Hof abgeholt. Die Käsereigenossenschaft betrieb im Gebäude aber auch einen attraktiven Molkereiladen, dieser wurde 1982 in das neu erstellte Neudorf-Center gezügelt. Ebenfalls war eine grosse öffentliche Gefrieranlage dem Betrieb angegliedert, welche bis zur Renovation des Gebäudes weiter betrieben wurde. Schliesslich wurde 1974 an der Obermühlestrasse ein 11-Familienhaus realisiert, welches die Käsereigenossenschaft fortan zu ihren Immobilien zählen durfte.

Die Fusion
Mittlerweile haben sich die Verhältnisse in der Landwirtschaft weiter stark verändert. Die Landwirtschaftsbetriebe und vor allem die milchproduzierenden Betriebe sind stark zurückgegangen. Die beiden Chamer Genossenschaften, die Landwirtschaftliche- (Landi) und die Käsereigenossenschaft haben sich 2009 zu einer Genossenschaft unter dem Statutarischen Namen «Landwirtschaftliche- und Käsereigenossenschaft Cham» zusammengeschlossen. Für das neue Erscheinungsbild der «Buuregnossi» wurde die Milchkanne, als Symbol für das Milchdorf Cham von «anno dazumal», gewählt. Die Farben grün und gelb zeigen die Verbindung zur vorherigen Landi.

Die neue Genossenschaft
Die neu gegründete Genossenschaft realisierte 2010 das grosse Bauprojekt an der Sinserstrasse. Mit der Renovation des unter Denkmalschutz gestellten Käsereigebäudes und dem Neubau der Liegenschaft Sinserstrasse 10 sollen die Liegenschaftswerte der Genossenschaft nachhaltig gesichert werden. Ab dem 1. Oktober 2011 waren 16 Wohnungen und verschiedene Laden- und Bürolokale, sowie ein Atelier bezugsbereit. Schliesslich konnte die Genossenschaft 2015 die direkt angrenzenden Liegenschaften (Sinserstrasse 12 und Obermühlestrasse 13) von Peter Werder, ehemals Schreinerei, käuflich erwerben. In den Jahren 2019 bis 2021 wurden diese Altbauten im Auftrag der Genossenschaft abgerissen und zwei neue Wohn- und Geschäftshäuser mit Einstellhalle wurden erstellt. Damit kamen nochmals 13 Wohnungen, sowie vier meist kleinere Gewerberäume zum Liegenschaftsportfolio der Genossenschaft hinzu. Zwischenzeitlich realisierte die Genossenschaft noch ein weiteres Geschäft: von 2013 bis 2016 wurden mittels Dachnutzungsverträgen 10 Photovoltaikanlagen auf verschiedenen Landwirtschaftsbetrieben unserer Mitglieder erstellt. Somit ist die Buuregnossi auch zu einem grossen Stromproduzenten geworden.